Es gibt Firmen auf dieser Welt, die bekommen eine PR sondergleichen. Kaum ein Tag vergeht zum Beispiel, ohne dass Tesla irgendwo erwähnt wird, obwohl es dort im Endeffekt einfach nur Elektroautos zu kaufen gibt. Ebenso Apple und Google oder zur Zeit Biontech. Und dann gibt es Unternehmen, von denen hört man kaum etwas, und doch verbirgt sich dort ein echtes Juwel. Man nennt sie Hidden Champions. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie in einem eher unbeachteten Segment einen hohen Marktanteil haben. Ein Unternehmen, welches ein bisschen in diese Kategorie fällt ist Röder Zeltsysteme aus Büdingen. Wir stellen sie vor und zeigen auf, wie man auch mit unspektakulären Produkten sehr erfolgreich sein kann.
Röder Zeltsysteme – kurze Geschichte
Der Grundstein für die erfolgreiche Röder Gruppe wurde 1959 gelegt. Ort der Gründung war Wolferborn, doch mittlerweile ist die Firma in Büdingen zu Hause. Das ist eine kleine Stadt in Hessen, unweit von Frankfurt und Hanau. Irgendwie passt das auch perfekt ins Konzept: Beschaulich und unspektakulär, bloß nicht unnötig auffallen.
Von Büdingen aus machten sich Röder Zeltsysteme einen Namen im Bereich der mobilen Raumlösungen. Alles begann damit, dass Zelte aus Holz vermietet wurden. Diese Zelte konnten damals als Festzelt, Faltzelte oder als Lagerzelt genutzt werden. Allerdings hatten sie den Nachteil, dass sie relativ unflexibler waren, da das Material schwer ist. Daher versuchte das Unternehmen Röder in diesem Bereich Lösungen zu finden, um den Kunden noch bessere Produkte zu bieten.
Ab dem Jahr 1965 war es dann so weit. Röder Zeltsysteme aus Kunststoff kamen aus den Markt. Das damals noch relativ neue Polyester und sonstige weiche Mischgewebe machten es möglich.
Im Laufe der darauf folgenden Jahrzehnte entwickelte sich die Firma zu einer echten Macht in der Branche, welches bundesweit und international agiert. Der Zeltverleih Köln zum Beispiel berichtet davon, dass die Röder Zeltsysteme fester Bestandteil der Produktpalette aller seriösen Anbieter sind. Das heißt: es wird nicht mehr nur selbst verliehen, sondern das Unternehmen beliefert auch andere Verleiher.
Im Jahr 1976 präsentierte die Firma eine ihrer Innovationen: den zweistöckigen Zeltbau. Damit bewiesen sie, dass sie in Sachen Know-How ganz weit vorne liegen und erwarben ein Image als absoluter Innovationstreiber. Nicht umsonst wurden sie 1992 damit beauftragt die Zeltbauten für die Olympischen Spiele in Barcelona und für die Weltausstellung in Sevilla zu liefern.
Heute ist die Firma Röder weltweit tätig. Mit Hilfe von 600 Mitarbeiter werden circa 90 Millionen Umsatz erzielt. Es gibt Niederlassungen, Tochtergesellschaften und Joint Ventures in Frankreich, China, Russland, Türkei und noch viele mehr.
Röder Zeltsysteme – das Logo
Die Röder Group hat aus dem beschaulichen Büdingen heraus die Welt mit ihren Produkten erobert. Sie liefert Partyzelte, Industriezelte, Lagerzelte, Faltzelte – so gut wie für jeden Bereich gibt es ein passendes Zelt im Angebot. Während der über 60 Jahre ist sich die Firma immer treu geblieben was die Produkte angeht. Es ging immer um Zelte und es wird wohl auch in Zukunft immer um Zelte und Hallen gehen.
Dementsprechend hat sich das Unternehmen Röder auch optisch eindeutig positioniert. Im Logo findet sich in roter Farbe der Umriss eines Zeltbaus. Aber nicht mit gebogenen Planen, sondern einem abgeflachten Dach. Würde man die Firma nicht kennen, wäre die Assoziation vielleicht sogar das Thema Hausbau. Aber mit diesem Logo möchte der Hersteller aus Büdingen zeigen, wofür man der absolute Spezialist ist. Einer der wesentlichen Einnahmequellen sind Zelte für Unternehmen, für Großgastronomie und die Industrie. Solche Hallen werden auf Messen eingesetzt, um auf der grünen Wiese eine riesige Ausstellung zu ermöglichen. Hinzu kommt die Verwendung als Lagerort. In der Industrie werden solche fliegenden Bauten aufgestellt, um saisonal bedingte Schwankungen bei der Produktion oder der Lagermenge unterzubringen. Oder, weil Teile von Gebäuden renoviert werden.
Auf jeden Fall sind die Produkte von Röder in der Lage Immobilien teilweise ganz zu ersetzen. Die Produkte sind so gestaltet, dass man sie schnell auf und abbauen kann. Damit trägt man vor allem den gesetzlichen Vorgaben Rechnung. Denn es gibt Vorschriften dazu, wie lange solche Zelte stehen dürfen. Der Gesetzgeber hat eine Beschränkung auf einige Monate auferlegt. Damit möchte man wohl verhindern, dass Unternehmen damit aufhören echte Gebäude zu errichten, sondern nur noch Zelt-Städte, die man hin und herschiebt.
Die Röder Unternehmensstruktur
Als Mitarbeiter bei Röder hatte man vermutlich wenig Sorge vor Veränderung. Zumindest was die geschäftlichen Aktivitäten und die Sicherheit der Arbeitsplätze anging. Doch im Hintergrund spielten sich einige Veränderungen in der Unternehmensstruktur ab, die man als durchaus wechselhaft bezeichnen könnte.
Im Jahr 1993 verfügte Klöckner & Co über die Aktienmehrheit. 1998 übernahm dann der Gerüstbauer Plettac AG die Regenschaft. In der Folge gerät der Konzern jedoch etwas in Schieflage. Durch einen Management Buy Out 2002 wird das gute Geschäft mit den Zelten herausgelöst und an die Börse gebracht. Es kommt zu immensen Kurszuwächsen von über 400%. 2007 wird dann ein Investor aufgenommen, der die Aktienmehrheit übernimmt. Mit Zurmont Madison Management AG an der Seite wird Röder zu einem der 500 am stärksten wachsenden Firmen in der EU aufsteigen. Seit 2015 hat die RAG Stiftung das Geschäft übernommen. An der Börse ist Röder damit nicht mehr notiert, sondern wird jetzt als Firmierung geführt.
Wie könnte die Zukunft der Gruppe aussehen?
Es gibt zwei große Trends, die das Geschäft beeinflussen. Vor allem die Globalisierung, aber auch die Digitalisierung.
Im Bereich der Globalisierung erwachsen auf der einen Seite zahlreiche Vorteile und Möglichkeiten. Immer mehr Länder treten intensiver in den Welthandel ein. Überall finden permanent Messen, Ausstellungen, Volksfeste oder sonstige Events statt. Zudem wächst die Anzahl derjenigen Firmen, die ihre Produktion kurzzeitig in einen ein Zelt auslagern, damit sie ihre betriebliche Tätigkeit dort ausführen. Von der Menge und Anzahl der Kunden her könnte man sagen, dass die Zukunft rosig aussieht. Potenzial für wachsenden Umsatz gibt es mehr als genug.
Auf der anderen Seite sollte erwähnt werden, dass die Globalisierung dazu geführt hat, dass sich in den Ländern mit niedrigeren Löhnen Konkurrenzunternehmen entwickelt haben. Ein Partyzelt, Faltzelt oder eine Lagerhalle als Zeltlösung ist technisch doch nicht ganz so ausgefeilt wie eine Fabrik mit Maschinen und Computern. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis immer mehr Nachahmer versucht haben in den Markt zu drängen. Dieser Problematik begegnet man mit stetigen Innovationen. Zudem wurden Tochtergesellschaften gerade in Billiglohnländern gegründet, um der Konkurrenz nicht einfach so das Feld zu überlassen. Das heißt: man kann billig und einfach, aber man kann auch hochwertig. Je nach dem, was der Kunde braucht – das bekommt er.
In Sachen Digitalisierung ist die Gefahr noch nicht so akut. Allerdings hat sich durch die Corona Pandemie gezeigt, dass das Wirtschaftsleben auch ohne Messen funktioniert. Manche wurden aus diesem Grund ins Web verlegt. Es könnte daher sein, dass in Zukunft so etwas wie eine echte Ausstellung immer seltener durchgeführt wird. Stattdessen ist das Thema Virtual Reality ganz groß. Damit lassen sich virtuelle Messen durchführen, von denen es aktuell immer mehr gibt, Tendenz steigend.